Winterthur, 9. September 2021
Kategorie: Datenschutz
Cyberangriff auf Gemeinde Rolle VD
Die Waadtländer Gemeinde Rolle wurde im Mai Opfer eines Hackerangriffs. Damit ist sie nicht alleine. Ihr Fall zeigt aber, welche Auswirkungen ein solcher Angriff und vor allem der Umgang damit haben kann. Eine – unvollständige – Geschichte in mehreren Kapiteln.
20. August
Die Plattform Watson berichtet, dass Kriminelle grosse Mengen interner Dokumente und vertraulicher Daten von der Waadtländer Gemeinde Rolle im Darknet veröffentlicht haben. Laut Watson wusste der Leiter der Verwaltung am Donnerstag, 19. August angeblich nichts von einem Angriff, obwohl der Angriff bereits im Mai stattgefunden haben soll. Erst nach der Publikation auf Watson bestätigte die Bürgermeisterin den Angriff. Laut Watson sagte sie zudem, es seien «keine sensiblen Daten» gestohlen worden.
25. August
Die NZZ schreibt, dass Recherchen der Westschweizer Tageszeitung «Le Temps» zeigen, dass Tausende von sensitiven Daten frei zugänglich seien. Unter anderem Zeugnisse mit Schulnoten oder Informationen von Kindern, die sich mit dem Coronavirus infiziert hatten und Jahresbeurteilungen von Gemeindeangestellten. Damit sei die Cyberattacke gravierender als von den Behörden kommuniziert. Zudem hätten die Hacker Lösegeld verlangt.
26. August
Laut Watson kommen immer mehr beunruhigende Details ans Licht. Dabei rücke auch die fragwürdige Krisenkommunikation ins Zentrum.
26. August
Das Portal Nau berichtet, dass die Gemeindeverwaltung von Rolle eingestehe, den Hackerangriff unterschätzt zu haben.
30. August
Die NZZ kommentiert: «Bei der Cyberattacke von Rolle haben die Behörden versagt». Ein Cyberexperte habe die Daten durchforstet: «Die 32 Gigabytes an Informationen sind eine wahre Fundgrube für Kriminelle, die potenziell – etwa über eine falsche Identität – Bürger und Firmen zu Schaden bringen können.» Die Hacker hätten die Daten vermutlich ins Darknet gestellt, weil sich die Gemeinde nach erfolgtem Angriff geweigert habe, das geforderte Lösegeld zu bezahlen. Zwar seien dank Back-ups die Daten rasch wieder hergestellt worden. Mit der Veröffentlichung werde aber der Druck erhöht, «die Schatulle doch noch zu öffnen – ähnlich, wie wir es vor ein paar Wochen im Fall Comparis erlebt haben».
3. September 2021
Laut Compurterworld.ch hat die Waadtländer Regierungspräsidentin Nuria Gorrite (SP) nach dem Hackerangriff auf die Gemeindeverwaltung von Rolle VD Vorwürfe zurückgewiesen, wonach der Kanton ungenügend gegen Cyberattacken gerüstet sei.