
Winterthur, 25. März 2025
Kategorie: Datenschutz
Warum Datenschutz in der Schweiz noch nicht wirklich angekommen ist
Obwohl die Schweiz mit dem revidierten Datenschutzgesetz seit dem 1. September 2023 strengere Vorgaben hat, ist der Datenschutz in vielen Bereichen noch nicht tief verankert. Dafür gibt es mehrere Gründe.
Ein zentraler Faktor ist das traditionelle Vertrauen in Institutionen und Unternehmen. Die Schweizer Bevölkerung neigt dazu, Banken, Behörden und Versicherungen ein hohes Mass an Vertrauen entgegenzubringen. Während in der EU-Datenschutzskandale oft zu grossem öffentlichem Aufschrei führen, bleibt die Reaktion in der Schweiz eher verhalten. Viele Menschen gehen davon aus, dass ihre Daten sicher verwaltet werden, ohne sich aktiv über Risiken Gedanken zu machen.
Ein weiterer Aspekt ist die spätere Einführung strenger Datenschutzregeln. Während die EU bereits 2018 die DSGVO einführte, hat die Schweiz erst 2023 mit dem nDSG nachgezogen. Unternehmen hatten jahrelang vergleichsweise grosse Freiheiten im Umgang mit Daten. Selbst jetzt ist die Durchsetzung weniger streng als in der EU, denn der Eidgenössische Datenschutz- und Öffentlichkeitsbeauftragte (EDÖB) kann zwar Verstösse ahnden, doch es gibt keine massiven Strafen wie die hohen Bussgelder der DSGVO. Das führt dazu, dass viele Unternehmen Datenschutz nicht mehr als eine bürokratische Pflicht statt als zentrales Thema betrachten.
Auch wirtschaftliche Faktoren spielen eine Rolle. Besonders in Branchen wie Marketing, E-Commerce und KMU fehlt oft das Budget oder das Wissen, um Datenschutz effektiv umzusetzen. Grosse Unternehmen im Finanz- und Technologiesektor sind zwar weiter, doch kleinere Unternehmen hinken hinterher.
Schliesslich ist auch die gesellschaftliche Nutzung digitaler Technologien ambivalent. Während Datenschutz in der Theorie geschätzt wird, zeigt sich in der Praxis ein anderes Bild. Viele Menschen nutzen ohne Bedenken Dienste von Google, Meta oder Amazon, die für datenintensive Geschäftsmodelle bekannt sind. Die Bereitschaft, für Datenschutzfreundlichkeit zu zahlen oder alternative Dienste zu nutzen, ist oft gering.
Fazit: Datenschutz ist in der Schweiz noch nicht flächendeckend angekommen, weil Vertrauen in Institutionen, späte Regulierung, wirtschaftliche Faktoren und bequemes Nutzerverhalten zusammenwirken. Mit der wachsenden Sensibilisierung und strengeren gesetzlichen Rahmenbedingungen wird sich das in den kommenden Jahren vermutlich ändern. Doch aktuell bleibt Datenschutz oft eine Randnotiz.